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Joachim Schmitt DVF, Blende 11 Saar

„Unbestritten ist es, dass Smartphones tech-

nisch gute Fotos machen können, aber nur so

lange der Bediener dahinter weiß, wie er die

Möglichkeiten seines Gerätes einzusetzen hat.

Das gilt aber für die anderen Fotoapparate auch.

Warum also sollte Smartphonefotografie

sooooo herausgehoben werden, nur weil es

trendy ist? UnserVerband heißt DeutscherVer-

band für Fotografie und nicht Deutscher Ver-

band für Fotoapparate.Kümmern wir uns doch

lieber um die Gestaltung undWirkung von Fo-

tos. Es sollte das fertige Bild imVordergrund

stehen und es vollkommen gleichgültig sein,mit

welchemAufnahmegerät es kreiert wurde.Eine

Mehrbeachtung der Smartphonefotografie ge-

genüber den anderen Methoden lehne ich ab.“

Steffen Klos,DVF-Jugendbeauftragter

„Zu der Frage was hat die Handyfotografie im

DVF verloren: Der Trend der Jugend – die Fo-

tografen von morgen –,zeigt,dass immer mehr

Fotos mit Handys in sehr gu-

ter Auflösung entstehen.

Handys sind extrem klein

und man hat sie immer dabei.

Es wird schnell ein Foto ge-

schossen, mit Apps bearbei-

tet und auf den sozialen

Netzwerken hochgeladen.Von den zehn auf

Flickr meist benutzen Kameras sind acht iPho-

ne Modelle. Solche sozialen Medien wie Flickr

mit 13 Milliarden Fotos und zwei Millionen

Gruppen werden immer mehr. Ganz leicht ist

es dort seinen Bekanntheitsgerad zu verbes-

sern.Profis bieten mittlerweile auch Fotowork-

shops undVideotutorials mit Smartphones an.

Man erreicht mit seinen Handyfotos in Sekun-

denschnelle eine große Community. Ebenso

kann man sein Handy mit Blende und Zeit so-

wie ISO einstellen.Da ist sogar die Nachtfoto-

grafie möglich. Ich denke man sollte diesem

Trend Aufmerksamkeit schenken und sich mit

demThemenbereich der Smartphone-Fotogra-

fie und den sozialen Medien vertraut machen.“

Wenn Sie zu dieser Diskussionsrunde etwas

beitragen möchten, zu anderen kontroversen

fotografischen Themen Ihre Meinung einmal

„los werden wollen“ und zu Jurierungen oder

zum DVF im Besonderen Anregungen haben,

„Kontroverse“ Kommentare gewünscht!

senden Sie uns Ihren Beitrag gerne gleich zu.

Schreiben Sie uns ganz einfach auch, wie wir

unsere DVF Verbandsarbeit verbessern könn-

ten und gerne auch was Ihnen gut gefällt.

Bitte E-Mail an:

dvfjournal@dvf-fotografie.de

Bei den Texten handelt es sich teilw.

aus Platzgründen um Auszüge.

Manfred Kriegelstein MFIAP DGPh

„Obwohl vertragsbedingt immer im Besitz des

aktuellen iPhone, gehöre ich zu den Menschen,

die die Handykamera eher zur Dokumentation

von Versicherungsschäden

oder Möbelhausangeboten

nutzen.Allerdings wurde ich

stutzig, als ich vor Monaten

ein Buch über Smartphonefo-

tografie rezensiert habe – un-

glaublich kreative tolle Fotos

mit teils völlig neuen Sehweisen. Ich hatte mir

damals überlegt, woran das wohl liegt – an der

kameratechnischen Überlegenheit sicher nicht.

Mir wurde aber schnell klar was die Hauptgrün-

de für diesen Hype sind.Erstens das jugendliche

Alter der Nutzer, zweitens die ständigeVerfüg-

barkeit und drittens die Möglichkeit seine ‚Er-

güsse’ sofort mit anderen Teilen zu können.

Zugegeben, hört sich nicht sehr ‚DVF-like’ an,

aber genau aus diesemGrunde bin ich vehement

dafür die Handyfotografie in unseremVerband

zu fördern.Wir können durch die neuen kreati-

ven Impulse nur gewinnen und verhärtete foto-

grafische Strukturen aufbrechen – das ist auch

dringend nötig.Es wäre aber unsinnig in blinden

Aktionismus zu verfallen und bei DVF-Wettbe-

werben separate ‚Handysparten’ zu eröffnen –

wozu auch? Letztlich kommt es auf das Ergebnis

an. Im übrigen bleibe ich bei meiner Meinung,

egal womit ein Foto gemacht wurde – zum Bild

wird es erst durch den FineArt-Print.“

Bruno Neurath-Wilson, Fotograf Köln

„Selbstverständlich gehört die Handyfotografie

zum DVF – weil es uns ums Bild geht. Die Ka-

mera, so sehr wir uns an die Faszination ge-

wöhnt haben (von analog bis digital), so sehr

muss ich darauf beharren, dass das Gerät ‚nur’

einVehikel ist,um das Bild ‚einfangen’ zu können.

Aber wie so oft,wenn technische Entwicklungen

zur ‚Entscheidung’ auffordern,geht es auch hier

nicht um ‚entweder-oder’, sondern ums kluge

Erkennen von Chancen und Möglichkeiten.Des-

halb liegt für den DVF die Chance darin, in dem

immens wachsenden Potential der ‚Gelegen-

heitsknipser’ jene anzuspre-

chen, die für ein ‚Mehr an

Fotografie’ zu gewinnen sind.

Sagt sich einfach,aber Nach-

denken über Strategien ist

klüger als die Handyfotogra-

fie auszuschließen.“

Rainer Kuhn, DVF Fotograf

„Wir brauchen keinen speziellenWettbewerb

für Smartphoneknipsen, denn weitergedacht

müsste man auch andereTrends bedienen.Nein,

für mich zählt nur das Bild.Womit es entstanden

ist,womit weiterverarbeitet,all das spielt für den

Wert eines Photos keine Rolle. Ich sage aus-

drücklich eines Photos, denn ich habe arge Pro-

bleme mit diesen Composings und Phantasy-

Kitschbildern, die inWettbewerben so gerne

ausgezeichnet werden. Selbst nutze ich mein

Smartphone auch als ernsthafte Kamera. Die

Ergebnisse sehen schon mal sehr gut aus und

taugen sogar für FineArt-Prints.Als Immer-dabei-

Kamera ist das Smartphone klasse. Die Kombi-

nation ‚große DSLR’ und Smartphone scheint

mir gar nicht so abwegig,wie es erscheint.“

Dr.Thomas Rubach, DVF-Fotograf

„Ja natürlich, ich bin dafür, dass die Handyfoto-

grafie im DVF unterstützt und gefördert wird.

Das reduziert die Frage nach derTechnik auf ein

Minimum und konzentriert den Blick wieder auf

dasWesentliche:Originalität und Kreativität! Ich

erinnere nur an den wunderbarenArtikel über

Bredun Edwards in der Photographie 12/2016.“

Smartphonefotografie im DVF erlauben?

Seite 10

DVF-journal 9 | 2017

Handy oder Kamera?Was soll die Frage. Im Hinblick auf die

immer größere werdende Bedeutung der Smartphonefotogra-

fie stellt sich die Frage, inwieweit der DVF als Verband der

„künstlerischen“ Fotografie da mitschwimmen soll und kann

– und wie aufstellen soll.Verschläft der DVF da nicht eine Ent-

wicklung? Die Änderung des Konzeptes der photokina (dem-

nächst jährlich imMai) künftigmehr auch Handyanbietern usw.

eine Plattform zu geben spricht für sich. Das DVF-journal hat

Fragen aufgeworfen und ebenso gab es dazu auf der DVF-Web-

site eine Monatsfrage mit vielen Meinungen. EinAuszug.

KONTROVERS

Foto: (li.) kht, (re.) Dr. Rolf Mraz,

DVF-Wettbewerb 2016, Platz 9