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DVF-journal 12 | 2016
(unten rechts)
Walter Filipetz
Foto: Dr. FranzWeikmann
Im Juni 1946 wurde
der elfjährigeWalter mit Vater, Mutter und Schwe-
ster in einem Lkw in das Lager Reichenau abtrans-
portiert. Ihr Gepäck wurde genau untersucht und
alles was nicht ausgeführt werden durfte, wurde
eingezogen. Später ging es im Güterzug nach Des-
sau und von dort über mehrere Lager gelangten sie
im Herbst 1946 nach Kaufbeuren.Nach vier Jahren
zog die Familie in ein Reihenhaus in Neugablonz ein.
Walter absolvierte in der Schreinerei seines Vaters
ein Lehre und übernahm später als Meister den
Betrieb. Heute ist er begeisterter Hobby-Imker.
(Bild linke Seite)
Ingrid undWerner Blasche
Foto:Thomas Sebald
Während Ingrid 1946 als
6-Jährige mit ihrer Mutter (anfänglich zur Zwangs-
arbeit verpflichtet) und ihren beiden Brüdern in
Königgrätz angesiedelt wurden,kamWerner Blasch-
ke im gleichen Jahr mit Mutter,Schwester und Groß-
eltern in das Lager Bebra.Nach der Rückkehr ihres
Vaters aus der Kriegsgefangenschaft (erst 1954)
siedelte die Familie von Ingrid nach Neugablonz um.
Der Vater vonWerner Blaschke fand seine Familie
über den Suchdienst des Roten Kreuzes wieder.
Später übernahmWerner den Betrieb seinesVaters
(Herstellung von Perlen und Glassteinen),den Ingrid
undWerner Blaschke bis heute führen.
(oben rechts)
Margit Müller
Foto:Roland Seichter
ImAugust 1946 musste die
Familie der damals siebenjährigen Margit ihr Haus
verlassen. Mit drei anderen Familien brachte man
sie im Lkw nach Reinowitz, von dort über das Auf-
fanglager Ribnitz an der Ostsee in das Lager Ballen-
stedt im Harz. 1960 flüchtete sie über Berlin nach
West-Deutschland, landete bei Verwandten in
Marktoberdorf und fand wenig später eine Anstel-
lung in Neugablonz. Ihr Mann machte sich später
als Kfz-Spengler selbständig und übergab 2004 an
den Sohn.Heute organisiert Margit mindestens ein
Mal im Jahr Busreisen in ihre alte Heimat.
(oben links)
HelmutToischer
Foto:Roland Seichter
1945 wurde der eineinhalb-
jährige Helmut mit seiner Mutter und Großmutter
ausgewiesen.DenVater trafen sie in Sachsen-Anhalt
wieder und sie kamen von dort in das Flüchtlingsla-
ger Marktoberdorf. Später gründete seinVater ein
Feinkostgeschäft in Neugablonz. Nach verschiede-
nen beruflichen Stationen geht Helmut im Ruhe-
stand leidenschaftlich seiner Malerei nach.
(unten links)
Herta Jung
Foto: Bernd Passauer
Als 20-Jährige musste Herta 1945 mit vielen ande-
ren Vertriebenen in einem verdreckten Güterzug
ihre Heimat verlassen.Unter menschenunwürdigen
und teils gefährlichen Umständen in verschiedenen
Lagern und Unterkünften kam sie nach Monaten
in Neugablonz an,wo sie 1952 heiratete.Ihr Mann
gründete ein Möbelgeschäft, das sie nach seinem
frühenTod bis zum 60. Lebensjahr weiterführte.