DVF-Journal 06/2020

Seite 8 DVF-journal 6 | 2020 RANDNOTIZ „Glaube bitte niemand, das Dasein des Fotoamateurs sei einVergnü- gen. Da haben wir uns endlich durchgerungen und die Mark II doch noch gekauft, ein Hightech-Teil vom Feinsten, mit noch mehr Pixeln, noch mehr Belichtungen pro Sekunde, im elek- tronischen H-Silent-Modus, noch mehr Presets und ART-Filter als die M I lieferte, die wir schon nicht ausgenutzt, geschweige denn gebraucht ha- ben bei unserer Frühlingsapfelblüten-,Blumenwie- sen-, Herbstblätter- und Eiszapfenfotografie seit 30 Jahren.Und da zeigt der Kollege im Club doch tatsächlich schon die Mark III und demonstriert voller Stolz, dass die Neue jetzt noch schneller schießt und noch mehr kreative Einstell- möglichkeiten bietet.Und dann auch noch Corona.Ausstellungen von Foto-Wettbewerben,bei denen man bislang stets sehen konnte,wel- che Motive gerade fotografisch angesagt sind, damit man weiß, was man in den nächsten Monaten zu fotografieren hat, sind abgesagt. Horror! Draußen blühen die Obstbäume.Ausgehbeschränkung! Bis zu den bunten Herbstblättern und Eiszapfen ist es noch lange hin. Gott sei Dank gibt es pfiffigeYouTuber, die sofort ein paar Filmchen ins Internet gestellt haben zumThema ‚Fotografie daheim‘; und die Fotozeitschriften bringen Beiträge ‚22Tipps,was sie in Corona-Zeiten zu Hause fotografieren können‘. Da ist dann alles dabei vom (foto- grafischen) Plündern der Besteckschublade, über Tropfenfotografie bis zum grafischen Umsetzen der Nähte an der Lewis-Jeans oder dem Anhauchen von Gläsern...Auf solcheVorschläge kann man nun mal nicht von alleine kommen.Reisen ist ja momentan nicht angesagt.Vor ein paarWochen habe ich in einem Forum gelesen:‚Leute,bin ein paar Tage in Hamburg und habe einen Nachmittag frei.Was muss/kann ich in drei Stunden dort fotografieren?‘ Das sind ernsthafte Probleme! Ihm konnte aber geholfen werden mit einem Dutzend Antworten. Ich sag‘s euch:Amateurfotograf sein ist ein harter Job.Das sieht man alsAußenstehender nicht so leicht.Zum Glück gibt‘s im Internet und unter den Jounalisten Leute,die Mitleid mit uns haben und so unseren kreativen Schmerz etwas lindern.“ Hartmut Faustmann Die „Randnotiz“ im DVF-journal greift „Foto“-Nachdenkliches auf und soll gerne zur Diskussion anregen. Ihre Meinung willkommen – oder auch Ihre Notiz am Rande: presse@dvf-fotografie.de Last derAmateure... KREATIVTIPP Vergessene Bilder... Nun wurde unser Leben spürbar entschleunigt. Jeder findet sicherlich genug zu tun.Als ich ein Foto in meinem SW-Archiv suchte und ich die vielen Mappen mit Negativen durchblätterte, wurde mir bewusst, dass es auch eine Fotografie vor der digitalenWelt gab und bin auf viele schöneAufnahmen gestoßen.Mir wurde klar, hier lohnt es sich die „Vergessenen Fotos“ ans Tageslicht zu holen. Mein SW-Labor existiert nicht mehr.Aber ich habe einen guten Scanner.Ich bin also dabei meine „Klassiker“ neu zu entdecken,sie digital zu bearbeiten und nach Bedarf auszudrucken.Dabei erlebte ich die nächste Überraschung,einen qualita- tiv sehr guten Druck,der es mit so mancher digitalenAufnahme aufnimmt, ja,durch das Film-Feeling noch lebendiger wurde.Das heißt nicht,dass ich wieder zurück zur analogen Fotografie will.Aber derjenige,der sie damals betrieben hat und auch noch seine Negative besitzt,sollte sie vielleicht mal wieder durchforsten. Er wird bestimmt so manches „Vergessene Foto“ wieder ganz neu entdecken und anders sehen. Die Zeit haben wir ja nun. Info: www.art-photo-heymann.de Thomas Heymann Manipulierte Fotos... „Echte“, unmanipulierte Fotos beim DVF-Bundesthemenwettbewerb wünscht sich in seinem Leserbrief (Heft 5/20,Seite 8) Peter Kniep DVF, BSW Essen.Eine ganze Reihe unterschiedlicher Meinungen ging dazu in der Redaktion ein. Einige der Kommentare auszugsweise. Bernd Reinert,Velber: „ZumThema wie ‚Leben in Deutschland – Fankultur‘ erwarte ich authentische Fo- tos von echten Fans,die mit ganz viel Herzblut für ihren Verein, für ihre Lieblingsgruppe oder was auch immer stehen.Mit manipulierten Bildern wird man diesen Fans leider nicht gerecht.Warum kann man sich imThemen- wettbewerb grundsätzlich (ab 2020/21 ‚Jugendszene‘) nicht auf die an- spruchsvolleArt der unmanipulierten Fotografie beschränken? Künstle- rische Fotos kann jeder bei den anderen DVFWettbewerben einreichen.“ ReinhardWulff, Flensburg: „Ich kann mich Peter Kniep nur anschließen.Wenns umThemen geht, bei de- nen das Leben oder dieArbeit der Menschen imVorder- grund steht,sollten Bilder nicht mit allerlei Filtern mani- puliert werden. Ein Portrait eines alten Menschen bzw. eines Kindes in HDR z.B.mag ich mir nicht ansehen.“ Burghard Rauschelbach, Friedrichshafen: „Was spricht dagegen,beiWettbewerben Bewertungskriterien denVorzug zu geben, wenn sie sich gut definieren, nach- prüfen lassen und dies transparent vermittelt wird? Bei derVielfalt der künstlerischen Fotografie versteht es sich von selbst, dass man nicht allen gerecht werden kann.“ MEINUNGEN Ihre Meinung bitte an die Redaktion: presse@dvf-fotografie.de Ziemlich kontrovers ging es bei den Leserbriefen zur Randnotiz von Manfred Kriegelstein (Ausgabe 5/20, Seite 4) zu. Einige auszugsweise. Wolfhart Einsel, Beedenbostel: „MK mag ja mit seiner Auffassung Recht haben, dass der FineArt-Print die Königsklasse der Fotografie ist, und ich freue mich, dass er es sich finanziell leisten kann, mit derartigen ‚elitären‘ Bildern anWettbewerben teilzunehmen. Ich als Pensionär mit schmaler Pension kann es mir jeden- falls nicht leisten, mir einen entsprechenden Drucker zuzulegen, oder Bilder dieses Formats bei Dienstleistern in Auftrag zu geben – von der Anschaffung der Passepartouts ganz zu schweigen. In dieser Situation bin ich im DVF und außerhalb desVerbandes bestimmt nicht allein.“ Uwe Flöck, Solingen: „Wir wissen, dass MK gerne provoziert und damit auch polarisiert (manchmal sicher auch zu Recht). Mit dieser Äußerung ‚Touristen und Handyjunkies‘ spaltet er die DVF-Mitglieder in eine ‚Zweiklassengesellschaft‘. Hier sollte er mit seinen Er- fahrungen für unsere Nachwuchsarbeit und Mitglieder- werbung im großen Fotoverband DVF eher moderieren,um nicht schon Neueinsteiger mit diesen hohenAnsprüchen zu konfrontieren.“ Claus-D. Jauernig, Schwanfeld: “Fotoclubs geben sich Mühe, junge Menschen für das faszinierende Foto- hobby zu gewinnen und dann werden diese (unbeab- sichtigt?) von MK gar als Handy-Junkies oderTouristen (Reise- Streetfotografie?!) klassifiziert. Für eine junge Familie z.B. sind ca. 120 Euro für FineArt-Prints finanzi- ell eine hohe Hürde,um am Portfolio-Wettbewerb mitzumachen – auch wenn der junge Fotograf vor demAuslösen denkt. Ein gutes Foto bleibt ein gutes Foto, FineArt-Prints können später für Ausstellungs- und Sie- gerbilder gedruckt werden – so halte ich das für absolut legitim.“ LESERBRIEFE Königsklasse FineArt...

RkJQdWJsaXNoZXIy MzcwMjU3