DVF-Journal 3/2018

„Ich möchte gerne einmal meine ‚Cyanos’ vor- stellen.Cyanotypien sind immer Unikate.Wegen des immer wieder anders ausfallenden, handge- machten Auftrags der lichtempfindlichen Mi- schung,Papierart,Dauer der UV-Einwirkung,usw. bekommt man nie zwei identische Bilder vom selben Negativ hin. Das Schöne, man kann end- lich wieder malerisch kreativ werden bei der Gestaltung des Untergrunds. Blau kann später nur das werden, was man mit der Emulsion be- strichen hat. Bei der Bezirksfotoschau Ruhrge- biet habe ich es gewagt,eine echte,handgemach- te und nicht computergenerierte Cyanotypie der Jury einzureichen,weil ja immer betont wird, dass man wieder mehrWert auf Drucke legen will. Die fachkundige Jury hat dann auch sofort eine Urkunde dafür vergeben.Fand dich gut und habe mal Cyanos nachYorkshire zumWettbe- werb geschickt.Man darf gespannt sein.“ Dagmar Petersohn AFIAP, Essen Info zur Fotografin unter: www.dp-art.de Info: Die Cyanotypie wurde 1842 von Sir John W. Herschel entdeckt. Ein Trägermaterial (z.B. Papier) wird dabei mit einer Lösung von grünem Eisenammoniumzitrat und rotem Blutlaugensalz beschichtet und danach mit UV-Licht (z.B.an der Sonne) belichtet. Mit der Belichtung verfärben sich die behandelten Stellen. Durch Spülen mit Wasser wird durch das Auswaschen der Reak- tionssubstanz der Belichtungsprozess gestoppt, anderseits erhält die getränkte Schicht durch Oxidation ihre typisch blaue Färbung (Fixierung). Mit demTrocknen an der Sonne wird dieses Blau noch etwas kräftiger, je nachWässerung. Cyanotypien von Dagmar Petersohn Analog und digital imWechsel vonAlexander Platz Kritiker bemängeln immer wieder das Kopieren beziehungsweise Abkupfern von Bildideen er- folgreicher Fotografen. Kreative Lichtbildner aber haben längst ihren eigenen Fotografie Stil für sich gefunden oder probieren einmal etwas anderes aus.Wieder andere haben sich experi- mentelle beziehungsweise konzeptionelle Foto- Handschrift,Ausdrucksweise, Fotostil Drei DVF-Fotografen stellen ihre Bildideen undArbeitskonzepte vor „Analoge und digitale Bilder? Die Idee dazu kam mir bei der Dokumentation ‚Araki Men- tari’ über den japanischen Fotografen No- buyoshi Araki, die ich vor Jahren gesehen habe. Bei seinen Sitzungen benutzt er gleichzeitig analoge und digitale Kameras verschiedener Formate und wechselt sie ständig. Aber die Idee geriet bei mir wieder in Vergessenheit. Nach 13 Jahren in der Fotografie kam ich in diesem Jahr an einen Punkt, in dem ich mich fragte, wohin mich mein weitererWeg in der Fotografie führen kann.Anfang 2017 besuchte mich der Berliner Fotograf Daniel Krüger mit seiner Rolleicord in meinemAtelier und begei- sterte mich mit seinenArbeiten wieder für die analoge Fotografie.Spontan wie ich bin,ging ich los und kaufte mir eine LOMO Lubitel 6 x 6 cm, eine Rolleiflex 6 x 6, eine Fuji InstaxWide und eine Canon EOS 5 und fing einfach an, all diese Kameras in meinem Studio zu verteilen und gleichzeitig bei den Shootings zu benutzen. Die Filme gebe ich in die Entwicklung und scan- ne sie danach. Sowohl digital als auch analog arbeite ich sehr flüssig und so entstand in eini- gen Monaten ein sehr großes Portfolio an ana- logen Bildern und das digitale Portfolio wuchs gleichzeitig enorm an.Allerdings bin ich weit davon entfernt, um die analoge Fotografie den Mythos‚ der wahren fotografischen Kunst- oder des wahren fotografischen Handwerks’ zu verleihen. Für mich ist die analoge Fotogra- fie einfach eine weitere Möglichkeit Bilder zu machen, die sich voneinander unterscheiden projekte erarbeitet und sagen „Bilder entstehen zuerst im Kopf“.Auf denWeg zu einer wieder- erkennbaren Fotohandschrift sollte man sich einigeAspekte durch diesen Kopf gehen lassen. Welche Bildmotive und welche Bildinhalte wäh- le ich.Welche Fototechnik und deren Einstel- lungen wähle ich.Wie sollen die Perspektiven, die Gestaltung und Kompositionen sowie die Bildver- bzw. -nacharbeitung aussehen.Die hier vorgestellten aktiven DVF-Fotografen haben sich ganz eigene andere bemerkenswerte foto- grafische Ausdrucksweisen gewählt oder eine besondere Fototechnik ausprobiert und schil- dern die Hintergründe zu ihrenArbeiten. Seite 26 DVF-journal 3 | 2018 Drei der Arbeiten von Dagmar Petersohn.

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