DVF-Journal 3/2018

Überaus viele Meinungen Pro und Kontra gingen zum Beitrag im DVF-journal 1-2/18, Seite 12, ein. Das Gewinnerbild beim Nikon Foto- wettbewerb „Val Meer“ der DVF- Fotografin Else Krammel hat die Fotofreunde be- schäftigt. Ihr Bild wurde disqualifi- ziert weil es u.a. der Arbe i t von Martin Seraphin aus Düren ähnlich ist.Die einen finden die Disqualifizierung unangebracht,die anderen richtig.Einige der Meinungen teilweise auszugsweise. Siegbert Müller, DVF-Fotograf „Die Gefahr ist groß,dass prägnante Motive aus dem öffentlichen Raum dazu führen,dass sie den Fotografen zu fast identischen Bildideen verfüh- ren.Es ist auch zu berücksichtigen,dass jeder,bei der digitalen Bildbearbeitung ähnliche oder gleiche Bearbei- tungs- und Gestaltungsmetho- den verwendet. In ‚Val Meer’ finde ich aber einige,für die Bild- aussage wichtige Unterschiede im Detail (für die Bewertung der ‚Schöpfungs- höhe’) z.B. derVerlauf desWeges in derTreppe und die Position und Darstellung der Person,der Farbkontrast (Mauerwerk zur Bewölkung), die Bewölkung an sich und vor allem die Lichtstim- mung im großen Ganzen.So gesehen würde ich beide Bilder unabhängig voneinander als eigen- ständige Interpretationen des Motives sehen.“ Bernd Mückenhaupt, Direktmitglied „Mir selbst ist es auch schon passiert, dass ich ein Bild präsentiert habe und nachher im Netz ‚ähnliche’ Bilder fand.Wer hat jetzt das Urhe- berrecht? Der Fotograf, der als erster da war? Die Frage ist auch,ob die Panoramafreiheit es überhaupt zulässt diese Beton- treppe zu fotografieren und zu veröffentlichen, denn das Urhe- berrecht an der Treppe gehört ja dem Archi- tekten.Warum soll es nicht möglich sein, dass zwei Fotografen die selbe Idee hatten, den sel- ben wohl sehr naheliegenden Bildausschnitt nutzten? Und auch ich würde da eine Person laufen lassen, ‚Unreinheiten’ wegretuschieren und den Himmel verstärken.Ist für jeden Foto- grafen nachvollziehbar. Übrigens finde ich die Ergebnisse für ein Architekturfoto doch noch sehr verschieden,beide auch recht reizvoll.Um auf die Frage der Schöpfungstiefe/höhe zu kom- men, worin liegt denn eine Schöpfungstiefe/ höhe beim Fotografieren eines berühmten Bau- werkes,das schon zigtausendmal aus der selben Perspektive fotografiert wurde?“ Manfred Kriegelstein MFIAP DGPh „Das Bild ‚Stairways from Heaven‘ war schon lange Zeit im DVF bekannt – alleine schon durch dieVerbandswerbung.DieTatsache, dass ein anderes DVF-Mitglied dieses Bild angeblich nicht kennen soll und zu einem fast identischen Bildergebnis – inklusive sämtli- cher Bearbeitungsschritte – kommt, halte ich für äußerst unwahrscheinlich.Wenn man davon ausgeht, dass Kunst immer ein Produkt der Individuali- tät des Autoren ist und die Persönlichkeit des Künstlers widerspiegelt, dann müssten Martin Seraphin und Else Krammel in ihrem Charak- ter sehr, sehr ähnlich sein.Wenn ich als Juror das Bild ‚Val Meer‘ – natürlich in Kenntnis des Originals – zu beurteilen hätte, würde ich es ablehnen mit der Begründung ‚zu viel Zitat!‘“ Monika Rösler, DVF-Fotografin „Vielen Dank, dass Sie die Problematik bei der Preisverleihung des Nikon Fotowettbewerbes ‚I am 100‘ im DVF-journal aus dem Bereich der Gerüchte befreit und einer prä- zisen Beurteilung zugeführt ha- ben. Else Kammer sollte sich einmal ‚in die Schuhe desAnde- ren stellen‘.Wie hätte sie wohl reagiert wenn ihr Werk abge- kupfert worden wäre und dann auch noch ei- nen ersten Preis gewonnen hätte.“ Oksana & Johnny Krüger, Roland Hank, Simone Pries, Susanne &Wolf- gang Seiffert, DVF-Mitglieder „Mit Unbehagen haben wir alle den genannten Artikel im DVF-journal gelesen.Es geht hier um Bilder in Wettbewerben und zum Wettbe- werbsgedanken gehören für uns Sportlichkeit und Fairness. Die scheinen bei der Diskussion um die vermeintliche Kopie des Fo- tos auf der Strecke geblieben zu sein. Es beginnt bereits damit, das Foto als Kopie – teilweise gar noch als schlechte Kopie – zu bezeichnen.Ist das bewie- sen? Ist es überhaupt zu beweisen?Wie oft se- hen wir auch inWettbewerben ähnliche,nahezu identische Fotos, beispielsweise von der Stadt- bibliothek in Stuttgart.Die Bilder direkt neben- Kommentare, Meinungen, Leserbriefe KONTROVERS Gerne Ihre Meinung Wenn Sie zu diesen besonderen Aspekten oder zu anderen „kontroversen“ fotografischen Themen im DVF Ihre Meinung einmal sagen wollen, senden Sie uns bitte gerne Ihren Bei- trag per E-Mail an: dvfjournal@dvf-fotografie.de „Stairways from Heaven“ von Martin Seraphin (oben), „Val Meer“ von Else Krammel (u.). Ellenlang war die Ansammlung fotogra- fischerTitel eines Fotografen aus Zypern, die im DVF-journal 1-2/18, S. 8, unter „Punktejäger“ veröffentlicht war. DVF- Fotofreunde hatten ihre eigene Meinung dazu.KleinerAuszug der vielen Beiträge. Gerd Herm, Pfullendorf-Denkingen „Wenn jemand das für sein EGO braucht, wa- rum nicht. Punkte kann man überall sammeln, Titel nur im Heimatland. Und einen Titel in Bangladesch zu sammeln, naja! Sagen Punkte undTitel etwas darüber aus, ob man ein ‚guter‘ Fotograf ist oder nicht? Du kannst heute bei einer Jury nicht gut ankommen mit einem Bild und nächstes Jahr bist Du damit ganz vorne.“ Dietmar Schörner, Krefelder Fotofr. „Diese Anhäufung vonTiteln ist ein Spaß oder eine Krankheit.DieTitel ausWettbewerben sind einfach zu erwerben.Es ist keinAttest besonde- ren Könnens.Mit den akademischenTiteln, wie demDr.oder demDipl.Ing.hat das gar nichts zu tun. Das gilt schon fürAFIAP aufwärts.“ Klaus Schwabenland AFIAP,Oberh. „Respekt für dieTitelorgie. DieseTitel braucht niemand. Bis auf einen. Den HonGWdFFOR. Dieser ist weltweit einzigartig, und wird nur einmal vergeben. Reserviert ist er für den ‚Ge- tränkewart des Foto Forums Oberhausen- Rheinhausen‘, der dafür sorgt, dass in unseren Klubabenden stets Kaltgetränke bereit stehen.“ einander zu sehen,lässt zwar große Ähnlichkeit erkennen, aber ist das wirklich ein Plagiat? Die Bearbeitung unterscheidet sich, sichtbar in Farbklima und Spiegelung bzw.nicht-Spiegelung der Treppe.Was sind das für Umgangsformen, die sich in einigen Diskussionen in letzter Zeit eingeschlichen haben? Sind wir nicht alle Men- schen,die ein gemeinsames Interesse teilen und uns aus diesem Grund in einemVerband orga- nisiert haben?Wir meinen nicht, dass die Foto- grafin ungerechtfertigt disqualifiziert wurde, denn ihre Bildmanipulationen waren definitiv gegen die Regeln desWettbewerbs.Es geht dar- um, ob wir uns nun gegenseitig mitArgusaugen beobachten und im Zweifelsfall anschwärzen wollen oder ob wir uns nicht einfach am Erfolg der Konkurrenz mitfreuen können.“ Seite 25 DVF-journal 3 | 2018

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